Europol hat am 27. Mai dieses Jahres einen Aktionstag gegen Ausbeutung und Radikalisierung Minderjähriger durch Online-Inhalte veranstaltet. Dabei wurden mehr als 2000 Links auf dschihadistische, rechtsextremistische und terroristische Propaganda gemeldet, die sich an Minderjährige wendeten.
Die Behörde warnt schon seit einiger Zeit, dass Netzwerke der organisierten Kriminalität zunehmend Minderjährige rekrutieren. Ende April hat Europol zudem eine Taskforce eingesetzt, die Violence-as-a-service ("Gewalt als Dienstleistung") und die Rekrutierung junger Täter durch organisierte Kriminalität bekämpfen soll. "Der Schutz von Kindern vor der Rekrutierung und Ausbeutung durch kriminelle Netzwerke ist eine der wichtigsten Prioritäten", betont Europol in der Mitteilung zum Aktionstag.
Den Strafverfolgern zufolge haben die Terrororganisationen demnach neue Taktiken zur Rekrutierung von Anhängern entwickelt. Sie passen Botschaften individuell an und investierten in neue Technologien und Plattformen, um Minderjährige zu erreichen und zu manipulieren. Der Einsatz von KI, insbesondere zur Erstellung von Bildern, Texten und Videos, soll ein jüngeres Publikum ansprechen. Die Propagandisten investierten in sorgsam gestylte Inhalte, Kurzvideos und Memes, "um Minderjährige und Familien anzusprechen, die anfällig für extremistische Manipulation sein könnten". Außerdem investierten sie in Inhalte, die "spielerische Elemente mit terroristischem Audio- und Video-Material" kombinierten.
Bei einer weiteren Art von zielgerichteten Inhalten glorifizieren die Drahtzieher Minderjährige, die in terroristische Angriffe verwickelt sind. Die terroristische Propaganda richtet sich vorwiegend an männliche Jugendliche, die sie zum Beitreten in die Extremistengruppen animieren soll, indem sie Heldensagen bewirbt und sie als Krieger und Hoffnung der Gesellschaft darstellt. Weniger überraschend sprechen die Extremisten weibliche Minderjährige seltener an, wobei ihre Rolle sich im Wesentlichen auf das Aufziehen und Indoktrinieren künftiger Kämpfer "für die Sache" beschränkt.
Als weitere Manipulationstechnik nennt Europol die Opferrolle und Opfererzählung, teils bebildert mit verwundeten oder getöteten Kindern in Konfliktgebieten. Sie dient zwei Zielen: Sie führt zur emotionalen Identifizierung mit den Opfern, während sie gleichzeitig das Bedürfnis nach Vergeltung und weiterer Gewalt anheizt. An dem Aktionstag haben zahlreiche Länder teilgenommen: Albanien, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Dänemark, Deutschland, Irland, Malta, Österreich, Portugal, Serbien, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, die Ukraine und das Vereinigte Königreich.

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