Professionell agierende internationale Diebesbanden haben eine neue Masche entwickelt, um gestohlene iPhones möglichst teuer weiterverkaufen zu können: Sie versuchen, ihre Opfer mit professionell aufgemachten Phishing-Seiten zu überreden, ihre Geräte-PIN zu verraten. Wie Mac & i-Leser Michael Kania berichtet, der einen IT-Service betreibt, ist ihm ein solcher Fall kürzlich in Barcelona bei einem Kunden vorgekommen. Diesem war auf dem Markt in La Rambla sein iPhone entwendet worden. Das Gerät wurde gesperrt und die Polizei verständigt. Wie man es üblicherweise tut, war auf dem Sperrbildschirm eine Kontaktinformation zu lesen – in diesem Fall die von seiner Frau.

Nach Verständigung der Polizei ließ sich das iPhone bis in ein bestimmtes Viertel in Barcelona verfolgen. "Kurz darauf erhielt die Frau meines Kunden eine SMS angeblich von Apple als Absender", so Kania. Diese enthielt einen Link samt der korrekten Gerätebezeichnung iPhone 15 Pro Max. Unter dem Link sei die Lokalisierung möglich. "Das Ganze war ganz gut gefälscht und für den Laien nicht sofort erkennbar, dass es keine Apple-Domain war." Nach dem Öffnen des Links erschien ein bis auf Rechtschreibfehler perfekt gefälschter Sperrbildschirm des iPhone im Browser. Hier hofften die Diebe wohl, dass der Nutzer den echten Sperrcode eingibt.

Das tat das Opfer dann aber natürlich nicht, sondern gab einen falschen Code ein, um die Diebe weiter zu beschäftigen – in der Hoffnung, dass sie damit online gehen. Über die folgenden Tage kamen weitere SMS mit angeblichen Standortmeldungen und dem gleichen Link – immer wieder im Versuch, dem Opfer die PIN zu entlocken. Die Polizei konnte nichts mehr tun. Schließlich fand sich das gestohlene iPhone über "Wo ist?" im chinesischen Shenzhen wieder, wo es wohl in Einzelteile zerlegt wurde. Glücklicherweise gelang es zumindest, die Daten auf dem Gerät fernzulöschen.

Dass Diebe nachträglich versuchen, an die Geräte-PIN zu gelangen, ist bekannt. So soll es in Shenzhen iPhone-Recycler geben, die Nutzer "erpressen": Sie schicken über die Kontaktadresse auf dem gesperrten iPhone die Botschaft, man werde das Gerät an "Hacker" weiterverkaufen, wenn man es dank PIN nicht löschen könne. In der Metropole nahe Hongkong soll es ein ganzes Haus voller Unternehmen geben, die sich auf die Entsperrung und Zerlegung geklauter Apple-Smartphones spezialisiert haben. Für Diebstahlopfer heißt das, dass man nach dem Klau sehr vorsichtig sein muss: Botschaften der Diebe darf man nicht trauen, merkwürdige Links dürfen nicht geklickt werden.

Die iPhone-PIN hat noch mehr Bedeutung als nur für die Entsperrung des Geräts: Sie war lange auch wichtiges Zugangsmedium für den Apple-Account, an dem praktisch alles hängt. Seit iOS 17.3 hat Apple hier einen neuen Anti-Diebstahl-Modus implementiert.

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(Ursprünglich geschrieben von Heise)