792 Betrugsverdächtige hat die nigerianische Antikorruptionsbehörde EFCC nach eigenen Angaben auf einen Schlag verhaftet. Sie arbeiteten in einem Callcenter, das ein sieben Geschoße hohes Bürogebäude in Lagos ausfüllte. Das Callcenter soll vorzugsweise deutsche und italienische Rufnummer genutzt haben und auf das Vorgaukeln großer Liebe ("Romance Scam") spezialisiert gewesen ein. Ziel war insbesondere Anlagebetrug mit Kryptowährungen.
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Die EFCC (Economic and Financial Crimes Commission) betont, dass die Hinterleute keine Nigerianer sind. Die Callcenter-Mitarbeiter kontaktieren Menschen in den USA, Kanada, Mexiko und diversen europäischen Ländern über Whatsapp, Instagram und Telegram. Erstes Ziel der Täter war, die Opfer in Konversationen zu verwickeln und schließlich zu romantischem Vertrauen zu verleiten. Die für Whatsapp genutzten Telefonnummern sollen vor allem aus Deutschland und Italien sein. Ohne örtliche Infrastruktur ging es natürlich nicht: "Alleine im vierten Stock haben Ermittler 500 SIM-Karten lokaler Netzbetreiber gefunden", berichtet die EFCC.
Die offenbar noch unbekannten Betreiber des Callcenters haben laut Behörde junge Menschen gesucht, die gut auf Tastaturen schreiben können. Bestanden sie den Aufnahmetest, folgte eine zwei Wochen lange Schulung. Gelehrt wurde die Kunst, sich verliebt habende ausländische Frauen zu spielen, und Opfer davon zu überzeugen, in betrügerische Systeme zu investieren. Dafür war unter www.yooto.com eine "investment shopping platform" aufgesetzt (nicht mehr online, Anmerkung), die gleich einmal 35 US-Dollar für die Anmeldung verlangte. Sie verleitete zu angeblichen Investitionen in Kryptowährungen und Unternehmen.
Der Tator und die Verdächtigen
(Bild: EFCC)
War die Beziehung mit dem Opfer einmal etabliert, reichten die in Lagos Tätigen ihre Opfer an andere Täter weiter. Diese sind laut den Erkenntnissen der EFCC außerhalb Nigerias tätig und für die eigentliche Ausbeutung der Opfer zuständig. Die Callcenter-Mitarbeiter sollen nicht wissen, wer ihre Arbeitgeber sind. Die Verhafteten hatten keine Arbeitsverträge oder andere Unterlagen über ihre Beschäftigung erhalten. Bezahlt wurden sie in bar oder durch Überweisungen von Privatkonten.
Unter den 792 Verhafteten waren fast 150 Chinesen und Dutzende andere Asiaten. Die EFCC vermutet, dass die Rädelsführer ebenfalls Ausländer sind: "Ausländer nutzen den unglücklichen Ruf unserer Nation als sicherer Hafen für Betrüger aus, um hier Fuß zu fassen und ihre scheußlichen kriminellen Unternehmen zu verstecken", sagte EFCC-Chef Ola Olukoyede am Montag, "Aber, wie dieser Einsatz zeigt, wird es in Nigeria keine Verstecke für Kriminelle geben."
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