Sicherheitsmängel begleiten die elektronische Patientenakte (ePA) nicht erst mit ihrer Einführung im Jahr 2020. Seit 2012 berichten Sicherheitsexperten immer wieder über Mängel bei der Sicherheit, jetzt auch für die ePA, die jetzt für alle automatisch kommt – es sei denn, sie widersprechen. Stets betonen die Verantwortlichen, dass die ePA absolut sicher sei. Doch die "ePA für alle" kann dieses Versprechen nicht einhalten.
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Das zeigten Martin Tschirsich und Bianca Kastl auf dem 38. Chaos Communication Congress in Hamburg. Es gelang ihnen ohne Umstände, sich Zugang zur "ePA für alle" zu verschaffen. Dies war unter anderem aufgrund von Mängeln in den Spezifikationen möglich. So konnten sie die Zugriffstoken für Akten beliebiger Versicherter erstellen – ohne Stecken der elektronischen Gesundheitskarte.
Ein "Dauerbrenner" und zentraler Punkt ist dabei die unkontrollierte Ausgabe von Gesundheitskarten. Die Forscher konnten durch simple Telefonanrufe bei Krankenkassen elektronische Gesundheitskarten auf fremde Namen bestellen. Der zeitliche Aufwand für diese Angriffe ist erstaunlich gering: Die Bestellung einer fremden Gesundheitskarte konnte in 10 bis 20 Minuten erreicht werden. Praxiszugänge ließen sich ebenfalls innerhalb weniger Stunden bis Tage erlangen. Grund dafür sind Mängel in den Ausgabeprozessen, den Beantragungsportalen sowie dem Umgang mit den Ausweisen "in der Praxis".
Die auf den Chipkarten gespeicherten kryptografischen Identitäten sollen die Sicherheit des Zugangs zu den elektronischen Patientenakten gewährleisten. "Diese werden allerdings nicht herangezogen, um die Echtheit der Karte nachzuweisen. Somit lässt sich die Anwesenheit einer beliebigen Karte vortäuschen", erklärt Tschirsich gegenüber heise online.
