Hinter verschlossenen Türen haben Vertreter der chinesischen Regierung offenbar erstmals bestätigt, dass die Volksrepublik für eine Reihe von Cyberangriffen auf die Infrastruktur der USA verantwortlich ist. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf mehrere Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Demnach erfolgte das Eingeständnis, dass China hinter der Hacking-Gruppe Volt Typhoon steckt, im Rahmen eines Meetings in Genf zwar nur indirekt, aber direkt genug, um als solches verstanden zu werden. Begründet wurden die Angriffe demnach mit der wachsenden Unterstützung Taiwans durch die USA. Die Volksrepublik betrachtet die Insel als Teil des eigenen Territoriums und zielt auf eine Wiedervereinigung.
Volt Typhoon ist einer von mehreren Namen für eine Gruppe, die seit Jahren kritische Infrastruktur in den USA attackiert und sich dort eingenistet hat. Vor einem Jahr haben Sicherheitsbehörden der USA, Kanadas, Australiens und Großbritanniens vor diesen Angriffen gewarnt und erklärt, dass Volt Typhoon in den Netzwerken kritischer Einrichtungen aus dem Kommunikations-, Energie-, Transport- und Wassersektor erwischt worden sei. Die Gruppe habe keine Spionage betrieben, weshalb es die Befürchtung gibt, dass sie im Fall eines sich verschärfenden Konflikts in der Lage wäre, die US-Infrastruktur empfindlich zu schädigen.
Die Äußerungen aus der Vertretung der Volksrepublik bei dem Treffen in der Schweiz seien "indirekt und etwas zweideutig" gewesen, aber die meisten aus der US-Delegation hätten sie als "stillschweigendes Eingeständnis und als Warnung in Bezug auf Taiwan" verstanden, schreibt die US-Zeitung. Die Äußerungen seien gefallen, nachdem die US-Delegation erklärt habe, wie gefährlich die Angriffe seien und dass sie als kriegerischer Akt gewertet werden könnten. Man habe deutlich machen wollen, dass es Zweifel gebe, dass die chinesische Regierung das ganze Ausmaß der Attacken kenne.
Laut dem Wall Street Journal wurde bei dem Treffen auch deutlich gemacht, dass die Angriffe in den USA anders gesehen werden als die umfangreiche Attacke auf US-Provider, die vergangenen Herbst publik wurde. Die würde in Washington als ein Fall von Cyberspionage gesehen, wie man sie selbst ebenfalls durchführe. Das chinesische Eingeständnis sei deshalb bedeutend, weil es darauf hindeute, dass man in Peking einen Konflikt rund um Taiwan für am wahrscheinlichsten halte, zitiert die Zeitung eine Expertin. Es solle wohl ein direktes Signal gesendet werden. Man habe die USA wissen lassen wollen, dass man die Fähigkeit habe und gewillt sei, sie einzusetzen.
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