Es werden immer mehr Microservices entwickelt, die über APIs integriert werden. Große Unternehmen haben oft hunderte interne APIs. Doch die Integrationsschnittstellen werden oft nicht sorgfältig verwaltet und können das Behindern, wofür sie eigentlich entwickelt wurden. Außerdem sind APIs ohne Governance anfälliger für Risiken bei der Zugriffskontrolle oder werden zu Zombie-Endpunkten. Wie sieht ein typischer API Sprawl in mittelständischen Unternehmen in Deutschland aus?
Markus Müller: Unternehmen stellen sich oft die Frage: Was machen wir mit all den APIs? Bestand früher das Problem darin, APIs zu erstellen, so liegt es nun häufig in der hohen Anzahl. In größeren Unternehmen, und zunehmend auch in mittelständischen Betrieben, werden oft dieselben APIs oder APIs mit ähnlichen Funktionen mehrfach erstellt. Verschiedene Geschäftsbereiche und verschiedene Abteilungen arbeiten unabhängig voneinander, ohne sich abzusprechen oder mit einer übergeordneten Instanz Rücksprache zu halten. Schlussendlich werden es mehr und mehr APIs und es gelingt immer schlechter den Überblick zu behalten.
Weitere Komplexität tritt durch Agentic AI hinzu. Eine agentenbasierte KI braucht APIs, um Aufgaben umzusetzen – egal ob sie einen neuen Kunden anlegen oder eine Beschwerde erstellen soll. Jede Aktion wird somit zu einer eigenen API. Unternehmen steigen also vermehrt auf speziell für KI entwickelte APIs um, denn für ein gutes Kundenerlebnis braucht die KI immer mehr von diesen. All diese neuen APIs müssen verwaltet werden. Geschieht dies nicht oder nur zum Teil, ist ein API Sprawl die Folge.
Warum ist API Sprawl denn eine Bedrohung?
Markus Müller: Ein API Sprawl entsteht meist mit APIs, die nicht verwaltet werden, oder die auf Systemen laufen, die nicht öffentlich zugänglich sein sollten. Angreifer suchen nach diesen Schwachstellen und nutzen sie aus, um in ein System zu gelangen. Dies sind die sogenannten Schatten-APIs. Was auch immer mit den verwalteten APIs geschieht, es betrifft die Schatten-APIs nicht und diese bleiben weiter eine Gefahr. Studien zeigen, dass Schatten-APIs derzeit der wichtigste Angriffsvektor sind, wenn es um Cyberattacken geht. Weder kann ihre Sicherheit noch ihre Authentifizierung überprüft werden. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es diese nicht verwalteten Schatten-APIs gibt, steigt mit zunehmender Anzahl der APIs.
Wie lässt sich sicherstellen, dass die APIs so verwaltet werden, dass solche Probleme vermieden werden?
Markus Müller: Als erstes braucht es Richtlinien. Es gibt Systeme, mit denen diese Richtlinien festgelegt werden können, also wie eine API aufgebaut sein soll und wie sie mit anderen interagieren soll. Dazu gibt es eine Reihe von Best Practices und Sicherheitsempfehlungen, zum Beispiel das OWASP-Projekt, das jährlich eine Liste mit den zehn größten Bedrohungen für APIs erstellt. Mit einem passenden API-Management werden vorhandene APIs auf diese Bedrohungen hin überprüft sowie ihre Verwundbarkeiten aufgezeichnet.
Für Kunden, deren API-Verwaltung noch nicht so ausgereift ist, wäre der erste Schritt, ihre APIs durch ein Gateway zu sichern. Über ein API-Management in der Cloud ist es möglich, die APIs mit einer Vielzahl an Sicherheitsrichtlinien zu schützen, damit sichergestellt wird, dass die am häufigsten angegriffenen Schwachstellen abgedeckt sind.
